Natur, Städte und ein Hund

Der Abschied vom Hotel Ecotucan mit den ganzen lieben Menschen und der wunderschönen Lagune, in dem wir sechs Wochen als Freiwillige geholfen haben, fällt uns so schwer, dass wir immer wieder Gelegenheiten finden, doch noch mal einen Tag bleiben zu können. Doch dann irgendwann kommt der Tag des Abschieds, auch weil wir bis zu unserem Flug nach Kanada nur noch drei Wochen Zeit haben, in denen wir noch etwas mehr von Mexiko kennenlernen möchten. Also beschließen wir, noch eine kleine Schleife von zwei Wochen zu drehen und dann noch eine Woche Mexiko-Stadt zu besichtigen.

Und nun geht es wieder los, das Warten an der Straße in der Hitze, der schwere Rucksack, nicht zu wissen, wo man abends sein Zelt aufstellt und das nur bedingt leckere Essen. Man steht an der Straße, jeder denkt über irgendetwas nach, man spricht über die kommende Zeit und man fragt sich, wieso man sich das ganze antut. Ja, nach sechs Wochen des Verwöhntwerdens muss man sich da erst wieder daran gewöhnen. Doch dann hält ein LKW, man steigt ein und kommt sofort mit einem wildfremden Mann ins Gespräch. Wir lachen, wir erzählen von unserer Reise und Europa, er erzählt uns von seiner Arbeit als Lkw-Fahrer, die in Mexiko nicht ganz ungefährlich ist. Bereits zwei mal wurde sein Lkw unter Waffengewalt ausgeraubt, einmal davon wurde der gesamte Lkw entführt. Deswegen hat er an den Türgriffen auch Nägel angebracht. Und gleich weiß man auch wieder, wieso man sich das lange Warten und all die anderen Unannehmlichkeiten „antut“! An diesem Abend steigen wir in einem kleinen Dorf aus, laufen den Highway etwas zurück und verschwinden im Wald. Nach einer längeren Platzsuche stellen wir dann schlussendlich das Zelt auf und machen uns Nudeln mit Tomatensoße. Ach wie hat man das doch vermisst!

Am nächsten Tag geht es weiter durch die Bundesstaaten Campeche und Tabasco nach Veracruz. Es ist nun alles feuchter und somit grüner. Wir fahren durch weite grüne Farmlandschaften mit Vieh und durch Mautstationen, die gewaltsam von Menschen übernommen wurden, die nun das Geld für sich einkassieren (das Doppelte), bis wir an einem Autobahnkreuz rausgelassen werden, an der wir einen Mann fragen, ob wir in seinem Garten Zelten dürfen. Bis hierhin haben wir bei fast jeder Mitfahrgelegenheit von Überfällen und anderen Straftaten gehört, die erlebt wurden. Ein Mann berichtete uns sogar, dass er als Geisel genommen wurde und umgerechnet zweitausend Euro als Lösegeld zahlen musste – hier eine ganze Menge. Später kam dann wohl heraus, dass es Polizeibeamte waren, von denen er entführt wurde. Wir hingegen sind bisher nur auf sehr freundliche und großzügige Menschen hier in Mexiko getroffen.

Dann geht es in den Süden an die Pazifikküste im Bundesstaat Oaxaca. Wir fahren im Auto eines Polizisten, der auf dem Weg zur 600 Kilometer entfernten Arbeitsstelle ist, wo er wohnt und alle drei Monate für vier Tage zu seiner Frau und seiner Tochter „heimkehrt“ mit. In Anführungsstrichen, da er, so berichtet er uns, noch eine andere Frau mit Sohn dort hat, wo er arbeitet. Ob wohl die eine von der anderen weiß?! Jedenfalls fahren wir durch sehr schöne, hügelige und grüne Lanfschaft. Überall sind kleine Ranchs und an der Straße kann man sehr schöne Cowboystiefel, Hüte und Messer kaufen. Eben alles was das Cowboyherz begehrt. Dann geht es irgendwann über einen kleinen Gebirgskamm und in Serpentinen herunter. So weit das Auge reicht sieht man Windräder. Und das aus gutem Grund: Es ist extrem trocken, heiß und vor allem windig. Wir stehen erneut an einem unbefahrenen Autobahnkreuz, wir haben nichts zum Essen und nur noch etwas zum Trinken. Aber zum Glück gibt es eine verlotterte Tankstelle, an der wir uns mit Keksen eindecken und uns die Bäuche vollschlagen. Am selben Tag noch werden wir von zwei jungen Leuten mitgenommen, die anscheinend genau wissen wo wir hinwollen und uns an einer „sehr guten Stelle“ rauslassen wollen. Letztendlich sind wir inmitten einer recht großen Stadt gelandet, doch zum Glück finden wir schnell wieder raus und treffen ein paar Kilometer weiter auf einen Mann, der uns in seiner süßen und noch unfertigen Hütte direkt am Meer gegen etwas Aufräumarbeit schlafen lässt. Er ist Surflehrer und möchte eigentlich noch am nächsten Tag mit uns surfen gehen, doch wir haben leider kaum Zeit und sind uns auch nicht ganz klar, ob er für die Surfstunde etwas möchte. Als er dann eine Stunde nach der verabredeten Uhrzeit immer noch nicht da ist, hinterlassen wir noch einen Zettel und machen uns weiter an der Küste entlang.

Es geht durch die sehr trockene Landschaft auf einer kurvigen Straße, immer wieder durch kleine Fischerdörfer. Die Landschaft ist interessant, aber irgendwie auch ein bisschen trostlos. Unser Ziel ist Zipolite, ein kleiner Küstenort, der uns sehr empfohlen wurde. So wie das allerdings dann beim Trampen oft passiert, fahren wir bei einem mexikanischen Pärchen mit, die gerade auf Urlaub sind und nach Mazunte in den Nachbarort möchten. Und schon landen wir in Mazunte, einem kleinen Ort, in dem sich Touristen aus allen möglichen Ländern versammeln. Die meisten davon mit Rastas, bunten Klamotten und Marihuana rauchend. Auch sehen wir viele gleichgeschlechtliche Pärchen, was man in Lateinamerika insgesamt nur sehr selten zu Gesicht bekommt. Die beiden, bei denen wir nach Mazunte gekommen sind, erzählen uns, dass es im Nachbarort noch viel „hipper“ sei, da es dort einen FKK-Strand gäbe. Etwas mit dem Mexikaner nicht umzugehen wüssten. Außerdem möchten uns die beiden trotz unserer Einwände unbedingt eine Nacht im Hostel spendieren, da sie auch Kinder haben und genau wissen, wie das für so junge Menschen ist, an einem fremden Ort zu sein und nach einem günstigen Hostel zu suchen. Wir haben keine Chance…

Ein weiterer Grund weshalb wir gekommen sind, sind die Buckelwale, die zu genau dieser Zeit an der Küste in den Norden vorbeiziehen. Da wir kaum eine Chance hätten, diese Kolosse von der Küste aus zu sehen, buchen wir eine sehr erschwingliche Tour am nächsten Tag. Den restlichen Nachmittag baden wir in den recht hohen Wellen, auch wenn das Wasser grüne Bläschen bildet und braune Stückchen umherschwimmen. Am nächsten morgen geht es früh los, auch wenn eine halbe Stunde später als veranschlagt. Wir steigen in das Motorboot und fahren eine ganze Weile raus aufs Meer. Währenddessen zieht einer der beiden Guides einen Tunfisch nach dem anderen aus dem Meer. Dann irgendwann sehen wir eine Meeresschildkröte an der Oberfläche schwimmen. Als das Boot näher kommt taucht sie unter. Auf der gesamten Fahrt sehen wir bestimmt noch vier weitere Schildkröten, die irgendwie sehr verlassen so weit draußen wirken. Dann irgendwann sehen wir, wie sich mehrere Boote weiter südlich an der Küste zusammenfinden und unser Guide gibt Vollgas. Und dann sehen wir die besten Wasserfontänen und schließlich einen immensen Walrücken, der etwa 5 Meter neben dem einen Boot aus dem Wasser taucht. Die Show wird mit einem Abgang wie aus einem der Tierfilme abgerundet, indem die Schwanzflosse aus dem Wasser taucht. Es ist eine Gruppe von vier Buckelwalen. Wir folgen ihnen und unser Guides erzählt, dass sie in fünf bis zwanzig Minuten wieder auftauchen werden. Und dann tauchen sie tatsächlich wieder auf. Kaum vorzustellen, dass solche riesigen Kolosse in den Meeren umherschwimmen. Es ist atemberaubend! Wir fahren nach dem erneuten Abtauchen wieder hinterher. Beim insgesamt vierten Auftauchen ist nur noch unser Boot und ein anderes da. Wir sind direkt neben den auftauchenden Walen. Einer von ihnen streckt sogar seinen Kopf aus dem Wasser. Mit einem majestätischen Wink mit der Schwanzflosse tauchen sie ein letztes Mal ab. Wir sind total beeindruckt. Diese Tour hat sich wirklich gelohnt, zumal es keine Walsichtgarantie gibt und an einigen Tagen keine Wale gesehen werden.

Wir entscheiden uns weitere zwei Nächte in Mazunte zu bleiben. Wir wechseln in ein um einiges einfacheres Hostel und genießen tagsüber den Strand und die Wellen des inzwischen viel saubereren Wassers. Nach drei schönen Tagen geht es dann wieder weiter. Wir möchten zu einem See in welchem man wohl das nächtliche Leuchten von Algen gibt. Dort angekommen finden wir einen wunderschönen Zeltplatz, auf dem wir die einzigen Gäste sind. Wir stellen unser Zelt unter den Kokospalmen (wir schauen extra, dass wir nicht unter den Kokosnüssen liegen) auf und genießen den Tag. Die leuchtenden Algen sind zu dieser Zeit nur auf der anderen Seite des Sees zu sehen und nur mit einer Tour zu erreichen. Das ist uns dann aber doch zu viel und wir genießen den Tag auch ohne das Leuchten. Man kann ja nicht immer Glück haben. Außer dass kurz vor dem Einschlafen eine große Kokosnuss direkt neben meinem Kopf außerhalb des Zeltes aufschlägt, ist alles ruhig. Und doch wieder Glück gehabt!

Das nächste Ziel ist Oaxaca-Stadt. Wir versuchen die 250 Km. bis dorthin in einem Tag zu schaffen und das tun wir auch. Allerdings brauchen wir länger als vermutet, da wir mit insgesamt acht verschiedenen Leuten fahren und die Straße teilweise sehr schlecht und sehr kurvig ist. Wie man sich da fühlt, wenn man mit dem Rücken zur Fahrtrichtung sitzt und der Fahrer die Kurven sehr rasant nimmt, kann sich wahrscheinlich jeder vorstellen. Angekommen in Oaxaca wollen wir nur noch ins Bett. Wir sind fix und fertig. Am folgenden Tag tingeln wir etwas durch die Stadt, gehen auf verschiedene Handarbeitsmärkte (Oaxaca ist sehr bekannt für die Handarbeiten) und essen Tjaludas, die Spezialität der Region. Tlajudas sind etwa im Durchmesser 30 Zentimeter große, frittierte Tortillas mit Mole (eine typische Soße aus Chilli, Gewürzen und ungesüßter Schokolade) bestrichen und darauf Salat und Fleisch. Wir empfinden Oaxaca als sehr angenehm. Mit seinen Pflasterstraßen hat es die Atmosphäre einer Kleinstadt. Leider haben wir nicht mehr Zeit in Oaxaca, denn wir haben bereits jemanden für eine Woche über Couchsurfing in Mexiko-Stadt gefunden. Und so geht es nach einem Tag Oaxaca weiter. Eigentlich wollten wir die Strecke in zwei Tagen machen, doch da Elvira, unsere argentinische Freundin, gerade dort ist, versuchen wir es in einem Tag. Gegen Nachmittag stehen wir hinter einer sehr vermüllten Mautstelle etwa 120 Km. vor der Haupstadt und sind gerade am Aufgeben, als doch noch ein Auto hält und uns den restlichen Weg mitnimmt. Wir sind einfach nur beeindruckt. Wir sind in der elftgrößten Stadt der Welt und das merkt man. Bereits 40 Km. vor dem Zentrum sieht man rechts und links nur noch Häuser. Unser Fahrer bringt uns zum Flughafen, der sehr zentral liegt. Dort reservieren wir ein Hostel und machen erste Bekanntschaft mit dem sehr guten Metrosystem von Mexiko-Stadt. Eine Fahrt kostet umgerechnet 20 Cent und man kann so oft umsteigen wie man möchte. Das heißt, dass man für 20 Cent beinahe die gesamte Stadt durchqueren kann. Das Umsteigen ist unkompliziert, da alles sehr gut ausgeschildert ist. Mexiko-Stadt begrüßt uns zunächst freundlich.

Dann jedoch werden wir enttäuscht, als wir in das von uns reservierte Hostel gehen und an der Pforte auf den Eigentümer warten. Ich bin gerade nochmal raus auf die Straße gegangen und komme wieder, als Rebecca gegenüber eines Mannes steht und mich fassungslos anschaut. Ich frage was ist und Rebecca erzählt mir, dass der Mann der Chef des Hostels ist und als er reinkam sie gefragt hat, woher wir kommen. Als sie dann „Alemania“ (->Deutschland) gesagt hat, hat er seine Beine zusammengeschlagen, seinen rechten Arm nach vorne gestreckt und „Heil Hitler!“ gerufen. Danach hat er ihr wohl erzählt, dass das was wir über diese Zeit wissen, nicht alles der Wahrheit entspricht… Für uns ist klar, dass wir hier nicht bleiben werden, machen dem Besitzer des Hostels klar, dass man so seine Gäste nicht begrüßt und dass es unmöglich ist, was er gemacht hat und gehen. Nun steht er fassungslos da und wir finden schlussendlich ein viel besser gelegenes Hostel, wo wir gegen zwei Uhr in der Nacht Elvira treffen.

Nach einer kurzen Nacht sind wir mit ihr am nächsten Morgen in der Stadt unterwegs und gehen gegen Nachmittag zu unseren Couchsurfing-Gastgebern, die etwas außerhalb wohnen. Ana und Mario sind sehr nett, auch wenn sie einen anderen Lebensstil führen als gewöhnlich (sehr gehoben). Die beiden haben vier Katzen und drei Hunde, die sie alle von der Straße gerettet haben. Wir fühlen uns also sehr wohl. Für den nächsten Tag ist die Besichtigung der alten Azteken-Stadt Teotihuacan mit Elvira geplant. Wir kommen erst am frühen Nachmittag an und sind mäßig begeistert. Die Anlage ist sehr groß. Es sollen einmal 100 000 Menschen hier gelebt haben. Eine riesige Pyramide sticht sofort ins Auge, genauso wie eine Schlange von Menschen, die auf dem Weg zur Spitze ist. Wir entschließen uns dazu, erst in das Museum zu gehen, was sich jedoch als Reinfall herausstellt, da es geschlossen ist. Auf dem Weg dorthin sind wir mehrmals erschrocken, da wir ein mehrfach Jaguarbrüllen vernommen haben. Dieses Brüllen stammt von Verkäufern, die relativ scheußliche Jaguarköpfe aus Holz verkaufen, in die man hineinblasen kann. Die vielen Verkäufer scheinen in der Anlage sowieso eine Art Plage zu sein, da sie überall sind und sich einem andauernd in den Weg stellen, um einem eines oder mehrere ihrer Produkte (die übrigens bei jedem gleich sind) vor die Nase zu halten. Dabei hört man von allen Seiten dieses gelinde gesagt, nervige Jaguarbrüllen. Die Ruinen an sich sind schon beeindruckend, interessant und der Ausblick von der Spitze schön, aber die Menschenmassen machen es einem schier unmöglich sich vorzustellen, bzw. hineinzufühlen, wie es einst mal war. Wir gehen also mit gemischten Gefühlen wieder heim und beschließen, am nächsten Tag Elvira zum Flughafen zu bringen und zu verabschieden.

Nach dem Abschied von Elvira treffen wir auf zwei Chinesen in der Metro, die gerade seit zwei Stunden in Mexiko sind und denen gerade eines ihrer sehr teuren Smartphones geklaut wurde. Da sie kein Spanisch sprechen helfen wir ihnen zum Hotel zu finden, sich ein neues Handy zu kaufen und alle möglichen Papiere zu regeln. Was uns beiden dabei durch den Kopf geht ist, wie es denn sein kann, dass wir seit nun 14 Monaten in ganz Lateinamerika unterwegs sind, trampen, irgendwo im Gebüsch zelten, mit Metros usw. fahren und uns auf der gesamten Reise noch nie irgendwas geklaut wurde, allerdings diese beiden nach zwei Stunden schon um ein Handy leichter sind. Wir wissen nicht wieso.

Was uns hier in Mexiko-Stadt auffällt oder vielmehr überrascht, ist, wie schön und beinahe entspannt es ist. Wir fühlen uns hier auch sehr sicher, auch wenn viele sagen, dass das Metrofahren gefährlich sei und man nur mit dem Uber-Taxi unterwegs sein sollte. Wir fühlen uns jedenfalls sicher. Wir haben nämlich eine riesige (riesig ist sie ja auch), dreckige, laute und gefährliche Stadt erwartet, doch die Realität zeigt uns ein ganz anderes Bild. Es gibt Kultur, Geschichte, Museen, schöne Parkanlagen und eben dieses beinahe geniale Metrosystem. Uns fesselt diese Stadt irgendwie, auch wenn wir uns in Städten beide normalerweise nicht so wohl fühlen.

Mit Mario und Ana fahren wir an einem Tag zusammen nach Xochimilco, einem Teil Mexiko-Stadts. Das Besondere hier ist, dass die Kanäle und der eine kleine See hier, der letzte natürliche Lebensraum des Axolotls ist. Axolotl sind eine Art Molch, welche die besondere Eigenschaft haben, verlorene Gliedmaßen vollkommen nachwachsen zu lassen, was sie für die Wissenschaft sehr interessant macht. Gefährdet sind sie nun vom Menschen, obwohl er geschützt ist und von nicht heimischen Fischarten, welche die Eier und Jungtiere fressen. Auf den Kanälen kann man im Venedig-Stil auf Gondeln herumfahren. Der Unterschied ist nur, dass die Gondeln als Partyboote am Wochenende fungieren. Auf dem Rückweg gehen wir mit unseren Gastgeber noch auf einen nahegelegenen Blumenmarkt. Auf einmal tippt mich die Rebecca an und zeigt auf einen kleinen Hindewelpen, der mehr schlecht als recht auf der Straße umhertippelt. Rebecca setzt sich gleich hin und streichelt die kleine Hündin. Kaum steht Rebecca auf, rückt der Welpe ihr hinterher und legt sich sogar unter sie. Ich frage Ana und Mario zum Spaß, ob sie noch einen Hund bräuchten. Da hab ich ihnen einen Floh ins Ohr gesetzt und sie beginnen zu überlegen. Mario will sie nicht und Ana schon. Gerade gehen wir von ihr weg, als die Welpin im Sitzen einschläft und fast umkippt. Sie ist offensichtlich sehr schwach und da kann dann auch Mario nicht mehr zusehen und wir nehmen sie mit, waschen sie und entfernen alle der unzähligen blutsaugenden Flöhe. Wir geben ihr Wasser und Hundefutter und sie schläft schließlich. Die nächsten Tage ist sie viel wacher und aktiver, wird frech gegenüber den Katzen und braucht sehr viel Liebe. Am liebsten schläft sie auf dem Schoß von einem von uns beiden ein oder wir spielen mit ihr. Wirft man ihr ein Spielzeug, hüpft sie ihm mit großen Sprüngen hinterher und bringt es wieder. Sie lernt extrem schnell, läuft bereits an der Leine, verrichtet ihr großes Geschäft draußen und hört auf ihren Namen. Wir einigen uns gemeinsam auf „Nina“. Nur mit dem Fressen ist es noch schwierig. Da sie auf der Straße gelebt hat, geht sie an Müll, wenn man mit ihr raus geht und wenn sie ihr Futter aus dem Napf verschlungen hat, sucht sie die Näpfe der noch fressenden Katzen auf. Dort bekommt sie jedoch den ein oder anderen Pfotenhieb ab und schaut einen dann mit großen braunen Augen und unter ihren blonden Wimpern hervor mit hilfesuchendem Hundeblick an. Sie ist ein schlaues und absolut liebenswürdiges Hündchen. Wir schließen sie fest ins Herz und würden sie am liebsten gleich in unseren Rucksack packen und mitnehmen.

Nach einem gemeinsamen Taco-Abendessen bringen uns Mario und Ana zur nächsten Metro-Station und für uns heißt es Abschied nehmen von Nina, von Ana und Mario, von Mexiko und von Lateinamerika. Unser Flug nach Kanada wird am nächsten Tag gehen und es fühlt sich einerseits gut und andererseits falsch an. Nach zweieinhalb Monaten Mexiko und vierzehn Monaten Lateinamerika geht es nun in den englischsprachigen Raum, mit anderen Menschen einer anderen Kultur. Uns wird das Spansich fehlen und die ganzen lieben Menschen, die uns bis hierher begleitet haben und die wir getroffen haben. Dass wir morgen in Kanada sein werden, ist kaum vorstellbar. Mexiko war jedoch ein wunderbarer Abschluss für das Kapitel Lateinamerika und wir möchten unbedingt wieder zurückkommen, denn von Mexiko fehlt uns noch jede Menge!

Und damit liebe Grüße aus dem Flughafen in Cancun,

Rebecca und Johann 🙂

(Johann)

2 Gedanken zu “Natur, Städte und ein Hund

  1. Jürgen Kieninger 24. März 2019 / 19:02

    Man muß schon sagen da habt ihr wahnsinnige Monate in Lateinamerika verbracht.
    Wie schön dass alles soweit gut gegangen ist und ihr auf so viele freundlichen Zeitgenossen getroffen seid.
    Man wundert sich des öfteren das Menschen die Nichts oder nicht viel haben doch freundlicher großzügiger und zufriedener sind . Das Leben in unserer deutschen hektomatik Welt hinterlässt nur umso mehr verharmte und unzufriedene Miesenpeter.
    Klar das ihr bei eurer Reise durch Tabasco auf scharfe Zeitgenossen getroffen seid. Jaja die Polizei dein Freund und Helfer.
    Augenscheinlich geht der Trend hin zur Zweitfrau… Eher unwahrscheinlich dass die eine von der anderen weiß… Werde das Thema mal kurz mit meiner Frau besprechen…

    So da bin ich wieder.
    Zurück aus der Notaufnahme
    Marion hält wie ich jetzt weiß nichts von meiner Zweitfrau Idee… Seltsam eigentlich.😂
    Das mit Mexiko Stadt ist auch so ein Ding
    Als deutscher wird man oft auf die Nazizeit reduziert. Wobei vermutlich nicht zuletzt durch die offen zur Schau gestellte Bewunderung und glorifizierung der lateinamerikanischen Einwohner auch und gerade unter dem historischen Aspekt das Chile Argentinien und Brasilien zum Beispiel nicht nur das Regime unterstützt und bewundert sondern auch ihrem geflohenen Größen wie beispielsweise Adolf Eichmann Unterschlupf gewährt haben.
    Puh was für ein langer Satz…. Bin froh das ich wieder raus gefunden habe
    Ruck Zuck wird so ein Hostel zum Führer Hauptquartier… Strange.
    Gut das ihr dem Typen noch die Meinung gesagt habt.
    Heute haben wir hier einen Hauch Frühling gehabt mal schauen wie’s weiter geht.
    Euch wünsche ich wie immer weiter eine gute Reise durch mittlerweile Nord Amerika.
    Passt aufeinander auf und bleibt gesund und neugierig
    Liebe Grüße von Zuhause
    Euer Jürgen

    • intwotheworld 10. April 2019 / 7:55

      Hallo lieber Jürgen!
      Tut uns leid, dass wir so lange nicht auf deinen Kommentar geantwortet haben! Wir hoffen du hast deine Verletzungen gut auskuriert und musstest nicht nochmal aufgfund komischer Ideen eingeliefert werden…😉😂
      Vielen Dank dass du unseren Blog so regelmäßig mit deinen Beiträgen bereicherst! Wir mussten mal wieder herzlich lachen und das geht glaube ich nicht nur uns so!
      Nun ja, wir sind tatsächlich auf sehr viele freundliche Zeitgenossen getroffen!
      Nochmals danke dir, wir hoffen ihr habt einen freundlichen Frühling und nicht zu viel Stress!
      Liebe Grüße aus Kanada an dich und alle in der Distelklinge!
      Beccy

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