Neue Freunde, Städte und viel Sonne

Schaut man auf die Landkarte, so sieht man, dass ab Puerto Montt die berühmte „Careterra Austral“ von einer Autobahn abgelöst wird. Auf ihrem Weg in den Norden passiert sie dabei mehrere Großstädte, was für zwei Tramper, die nicht gerade eine Affinität für Städte teilen, ein schierer Albtraum ist. Zudem lässt sich auch das Trampen entlang der Autobahn, die kaum schmaler als das Land selbst scheint, nicht wirklich vermeiden, denn sowohl eine Parallelstraße am Fuße der Anden im Osten, als auch eine an der Küste im Westen, sucht man vergeblich. Doch wir wissen zu diesem Zeitpunkt noch nicht, was für Menschen uns auf diesem Weg begegnen werden…

Anfangen muss man dabei mit Enrique, der Anwalt und Fernsehstar aus Santiago, der geschäftlich in dieser Region unterwegs war und uns ein paar Kilometer vor Puerto Montt aufsammelte. Auf der Fahrt lud er uns dazu ein, mit ihm am nächsten Tag auf die Insel Chiloé mitzukommen, was wir gerne annahmen. Während der Fahrt auf der Insel bot er uns an, uns zum Austernessen einzuladen, was wir ebenfalls annahmen. Gesagt getan hielten wir an einem Austernrestaurant und Enrique bestellte einen Teller Austern. Darauf 5 riesige Muscheln, etwa 15 Zentimeter lang und 10 Zentimeter breit, die uns dann aufgeschnitten wurden. In der Schale selbst ein riesiger Klumpen Schleim in verschiedenen Grautönen, den man nach dem Beträufeln mit Limettensaft aus der Schale schlabbert. Den riesigen kalten Schleimhaufen, gilt es nun zu kauen oder direkt hinunterzuschlucken, wobei ich den Fehler machte, zu kauen, wobei brauner, eklig schmeckender Saft aus dem Schleimklumpen lief. Den Geschmack bekam ich für die nächsten Stunden nicht mehr aus dem Mund. Rebecca war im Gegensatz zu mir ein bisschen weniger draufgängerisch und probierte nur ein ganz kleines Zipfelchen. Ich beneidete sie darum. Enrique freute sich jedoch um so mehr, da er nun die restlichen drei Austern nun auch noch auschlabbern durfte. Nach diesem Snack fuhren wir weiter in den Süden der sagenumwobenen Insel, wobei er uns das nächste Angebot unterbreitete: er würde gerne eine Hütte für zwei Nächte mieten und ein Asado (Barbecue) machen. Als er uns mitteilte, dass das alles auf Kosten seiner Firma geschehe, stimmten wir dem zu. Also fuhren wir für das Asado einkaufen: 1 Kilo Rindfleisch, 2 Kilo Schweinefleisch, 5 Liter Bier, 2 Flaschen Wein. Unsere Nachfrage, ob er Gemüse vergessen hat, verneinte er nur. Also gab es zum Abendessen Fleisch mit Fleisch und Alkohol.

Ein paar Tage später trafen wir uns mit Patricio, den wir bereits in Puerto Montt über Couchsurfing kennenlernten und der uns zu seinen Eltern nach Osorno eingeladen hatte. Seine Eltern leiten ein Jugendhaus, in dem Kinder leben, deren Eltern sich nicht um sie kümmern oder dies aus verschiedensten Gründen nicht können. Patricio zeigte uns versteckte Orte in der Stadt, sowie andere Sehenswürdigkeiten.

Nach unserem Besuch des Nationalpark Huerquehue und der unglaublich touristischen Stadt Pucón, besuchten wir Waldo und Vanessa über Couchsurfing in Temuco. Er ist Professor für Tiermedizin und seine Freundin Studentin. Nebenbei verdienen sie mit ihren Coverbands in Bars etwas dazu.

In der nächsten größeren Stadt weiter im Norden, durften wir „tia Eleonora“ („Tante Eleonora“) und „tio Jorge“ („Onkel Jorge“) in Los Ángeles einen Besuch abstatten. Die beiden Lehrer hatten uns ein paar Tage vorher von Pucón bis nach Temuco gebracht und uns zu sich nach Hause eingeladen. Wir bekamen ein eigenes Zimmer und durften duschen. Abends kamen Freunde vorbei und wir schauten die südamerikanische Championsleague (die eher einem wilden Amateurfußball glich) und tranken ein fruchtiges alkoholhaltiges Getränk aus der Ananas. Wir blieben zwei Nächte bei tia und tio, bei denen wir uns sehr wohl fühlten, bevor sie uns noch etwa 100 Kilometer weiterbrachten und wir von ihnen zum Abschied noch 20 000 Pesos annehmen mussten. Eleonora und Jorge werden uns noch lange in Erinnerung bleiben und sie stehen, wie auch die ganzen anderen Menschen, selbst wenn sie uns auch nur ein paar Kilometer weitergebracht haben, für die unglaubliche Gastfreundschaft im Süden dieses Kontinents!

Die nächste Stadt auf dem Weg in den Norden hieß Talca und wir wurden im Voraus mehrfach vor der Hässlichkeit dieser Stadt, 250 Kilometer südlich von Santiago gewarnt, hässlich durch den Wiederaufbau nach dem schweren Erdbeben 2010. Auch aus diesem Grund wollten wir Talca links liegen lassen und noch einmal mehr auf die argentinische Seite der Anden wechseln bevor es nach Santiago gehen sollte.

Etwa zwei Wochen benötigten wir für die Strecke zwischen Puerto Montt und Talca und auch wenn das Trampen auf der Autobahn und die vielen Städte mit der Zeit ätzend sind, möchten wir diese zwei Wochen nicht missen. Die Städte, die wir kennenlernen durften, waren keine sehenswerten: Puerto Montt ist verregnet und verratzt, Osorno nicht hässlich, aber auch nicht schön, Temuco nur aufgrund der Mapuchekultur interessant und Los Ángeles ebenfalls verratzt. Die Menschen, die wir in diesen Städten kennengelernt haben, machten die Städte wieder wett, nein, sie übertrafen sie sogar! Und obwohl die Landschaft um die Autobahn nicht gerade spektakulär war, durften wir den Wandel, dieses Landes, je weiter man in den Norden kommt, Stück für Stück erfahren: es wird milder und trockener, bevölkerungsreicher, aber auch stellenweise ärmer. Man sieht immer öfter kleine, aus Blech und Holz zusammengezimmerte Hütten mit ein paar Tieren davor. Doch in der Region um Temuco herum gibt es noch ein ganz anderes Problem: der Kampf der Mapuche gegen die Großgrundbesitzer und den Staat. Die Mapuche und deren Nachfahren sehen weite Teile des Landes als ihren Boden, den sie schon seit Ewigkeiten bewirtschaften, der jedoch nun in der Hand von einigen Großgrundbesitzern ist. Diese pflanzen auf den Flächen zum Beispiel riesige Baumplantagen für die Holz- und Zellulosegewinnung. Wir wurden vorher bereits vor den Mapuche gewarnt, wir sollen in diesem See nicht baden und dorthin nicht gehen. Fährt man durch die Region, sieht man rechts und links der Straße abgebrannte Baumplantagen, ausgebrannte Holztransporter und Polizisten mit ihren Streifenwagen stehen. Wir fragten unseren Fahrer, ob das so etwas wie ein Guerillakrieg ist, der daraufhin lachend antwortete: „Nein, wäre hier eine Guerillagruppe unterwegs, dann wären zwei Polizisten am Straßenrand kein Gegner!“ Tatsächlich warnt sogar das Auswärtige Amt Reisende vor dieser Region. Man solle nicht nachts unterwegs sein und es sei immer mit Straßensperren zu rechnen. Wir wollten diese Region ganz unvoreingenommen durchreisen, was wir auch taten, jedoch vermutlich nur aus dem Grund, dass wir den Artikel des Auswärtigen Amtes erst lasen, als wir diese Region schon längst wieder verlassen hatten. Es gibt in Chile die Mapucheversteher und die Mapuchegegner und jeder verdreht und erfindet Geschichten, so wie er sie am besten für oder gegen die Mapuche einsetzen kann. So erzählt uns einer, dass die Mapuche ihr Land an die Großgrundbesitzer verkaufen, um es sich dann, mit der Begründung es wurde ihnen gestohlen, wieder zu erkämpfen. Eine andere erzählt, dass die Großgrundbesitzer ihre älteren LKWs mit Absicht in Brand setzen, um von der Versicherung neue zu bekommen. So wirklich Durchblick scheint bei dem ganzen Konflikt keiner zu haben…

Wir entscheiden uns jedenfalls, in Talca in Richtung Osten abzuzweigen und die Anden zu überqueren, auch wenn wir das Fazit über Argentinien bereits auf dem Blog veröffentlicht haben. Und es ist eine gute Entscheidung. Das Tal, durch welches man von Talca aus nach oben fährt, scheint im oberen Teil einem Märchen entsprungen zu sein. Die ersten hundert Kilometer genießen wir zunächst auf der Ladefläche eines Pick-Ups. Am nächsten Tag dürfen wir die restlichen, zauberhaften Kilometer bis zur Grenze erleben. Wir beginnen den Morgen damit, dass wir unser Wasser an einer Quelle auffüllen, auf die wir von einem Mann am Tag davor hingewiesen wurden. Das Wasser dieser Quelle hat jedoch, ganz anders als bei üblichen Quellen, einen Geschmack. Es schmeckt nach Zitrone. Wie wenn irgendjemand Zitronensaft in das Wasser gemischt hätte. In Wahrheit tritt dieses Phänomen durch bestimmte Mineralien auf, die das Wasser enthält. Wir füllen unseren gesamten Kanister mit diesem Wasser auf und beginnen zu trampen. Nach kurzer Zeit hält ein Mann, der uns ein ganzes Stück weiter nach oben bringt, als er selbst hoch muss, doch er kennt die Region und will sie uns zeigen. Als nächstes sehen wir in der Ferne mitten aus dem Hang herausragend, riesige, rötliche Felsspitzen, die wohl nicht zu Unrecht „Teufelszähne“ genannt werden: in so mancher Nacht soll man zwischen den Felsspitzen ein Feuer brennen sehen. Ob man dem glauben soll oder nicht, bleibt jedem selbst überlassen. Die Landschaft wird nun jedoch noch gigantischer. Neben der Straße baut sich eine riesige Felswand auf, wie ich es noch nie zuvor gesehen habe. Aussehend wie abertausende aufeinandergestapelte Holzscheite türmt sich dieses gigantische Monument auf. Wie ein riesiges Mikadospiel, das jederzeit in sich zusammenfallen könnte. Man steht vor diesem dynamischen und doch so starren Turm und es wird einem bewusst, was Zeit wirklich bedeutet. So fein und so zerbrechlich wartet dieser Stapel wahrscheinlich schon seit Jahrhunderten darauf, in sich zusammenzufallen und er hat vermutlich noch Jahrhunderte vor sich. Oder befindet er sich bereits im Fall? Man weiß es nicht! Wir leben im Vergleich nur einen winzigen Moment, sind noch zerbrechlicher als dieser Fels. Der Moment wird dadurch perfektioniert, als ein riesiger Kondor nur etwa 5 Meter entfernt, direkt über unsere Köpfe hinwegsegelt. Mit einer Spannweite, die mir der Breite der Straße zu vergleichen ist, schwebt dieses gigantische Tier um den Felsen herum und schraubt sich, ohne etwas zu tun, innerhalb von zwei Minuten so weit nach oben, dass man Mühe hat, ihn noch zu erkennen. Wie unbeweglich und eingeschränkt sich der Mensch doch nur fortbewegen kann. Was man von dort oben wohl so alles zu sehen in der Lage ist? Wie gerne würde ich in diesem Moment mit dem Kondor tauschen oder noch viel lieber mit ihm zusammen die Kreise drehen! Der Mann fährt uns noch ein Stückchen weiter und erzählt uns, dass es in dem Tal einen Wasserfall gebe, der nach oben fällt. Wir fahren auch daran vorbei, ohne etwas davon zu sehen, doch der Mann hält diesmal nicht an und wir wollen ihn auch nicht anhalten, da er eigentlich viel weiter unten angeln möchte und uns netterweise ein gutes Stück weiterbringt. Oben am Grenzposten der übliche Papierkram mit der Ausreise. Es ist bereits Nachmittag und wir warten noch etwa vier Stunden, ohne dass uns jemand auf die argentinische Seite mitnimmt. Also stellen wir unser Zelt am Grenzposten versteckt hinter einem Hügel auf und verbringen ein kühle Nacht. Am nächsten Tag werden wir von einer kleinen Familie nach langem Überlegen mitgenommen, die uns erzählen, dass man uns nicht über die Grenze fahren möchte, weil die Leute Angst vor Drogenschmuggel haben. Vor der eigentlichen Grenze fährt man an einem See entlang, der inmitten von kargen Hügeln liegt. Man fährt ein paar mal an kleinen Schneefeldern vorbei, die ganze Landschaft könnte von einem anderen Planeten stammen. Die argentinische Seite ist weniger spannend, allerdings nicht weniger schön. Man fährt an einem Fluss entlang, der auf seinem Weg in Richtung Atlantik immer breiter wird, wobei nicht ersichtlich ist, wo das ganze Wasser hinzufließt. Auf der Fahrt stellt sich heraus, dass die Familie protestantische Missionare sind und eine Art Lesecafé betreiben. Auf der gesamten Fahrt hören wir Musik, in der gefühlt jedes zweite Wort „Jesus“ ist und die Mutter der Familie singt einen Großteil der Fahrt mit, während Vater und Tochter mitsummen. Als dann das eine Lied nun zum vierten Mal in der Dauerschleife läuft und die Tochter anfängt, uns zu bekehren, wird es mir dann zu viel und die Fahrt zur Geduldsprobe. Bei der Ankunft in der „kleineren“ Stadt Malargüe vergessen zum Glück alle drei, ihr Abschiedsritual zu vollführen, vor dem sie uns zuvor ausführlich gewarnt hatten: Man schließt die Augen und ruft ganz laut „Ooohhh Jeeessuuuuuuuss!“. Zu viel für einen Atheisten wie mich. Jedenfalls finden wir dann auf einem städtischen Campingplatz einen Platz, bevor es am nächsten Tag nach Mendoza weitergehen sollte.

Am nächsten Tag hält beim Trampen in Richtung Mendoza ein Mann in seinem Auto. Auf unsere Nachfrage, wohin er fährt, antwortet dieser nur: „Das hat euch nicht zu interessieren! Wo wollt ihr hin?“ Wir überlegen beide, ob wir überhaupt mitfahren wollen, entscheiden uns jedoch dafür. Auf der Fahrt ist er jedenfalls dann doch nicht mehr ganz so unfreundlich wie zuvor und es stellt sich heraus, dass er eine Chefposition in der Ölindustrie hat. Er läd uns zu sich nach Hause ein und nach einigem Hin und Her entscheiden wir uns dafür, mitzukommen. Etwa 20 Kilometer vor Mendoza wohnt er mit seiner Frau und zwei Hunden in einer riesigen Villa. Wir bekommen ein eigenes Stockwerk, werden mit Asado versorgt und müssen uns während unseren zweitägigen Aufenthalts immer wieder Sprüche von Seiten des Mannes anhören.

Mendoza selbst ist eine Stadt mit über 1 Mio. Einwohnern und uns wird immer wieder gesagt, wie toll diese Stadt doch sei. Wir sind jedoch nicht besonders angetan. Für uns ist es eben eine Stadt. Im sehr großen Stadtpark wird auch die Kultur des Nichtlaufens ein weiteres mal deutlich: Es führt eine dreispurige Straße mitten hindurch und weitere kleinere Straßen drehen ihre Kurven. An der Hauptstraße sieht man nur Jogger, Spaziergänger sucht man vergeblich. An den anderen Spazierwegen für Autos hat man falls mal doch einer auf die Idee kommen sollte den Park zu Fuß zu erkunden, wie wir, kleine Trampelpfade angelegt.

Wir sind dann auch froh, wieder in Richtung Chile zu gehen, denn wir fühlen uns dort beide irgendwie wohler. Die Städte sind angenehmer und außerdem vermissen wir in Argentinien ein bisschen die Herzlichkeit der Chilenen. Wir stehen an einer Straße, von deren Kulisse jeder Tramper nur träumen kann. Hinter uns befinden sich Hügel, die ganz schnell in eine Kette von schneebedeckten Bergen übergehen. Und wir werden genau dort hineinfahren. An diesem Tag kommen wir den Bergen ein gutes Stück näher und wir bauen unser Zelt an einem der bisher schönsten Stellen auf. Mitten in der Wüste, vor unserem Zelteingang die tiefe Schlucht eines Flusses, der sich in die darum und weit unter uns liegende Ebene hineingefräßt hat, wie wenn er Säure anstatt Wasser transportiert. Auf der anderen Seite der Ebene skurril aussehende Berge oder Hügel. Man kann gar nicht richtig beschreiben, wie diese Berge aussehen. In verschiedenen Farbtönen ziehen sich mehrere Kämme, immer wieder voneinander abzweigend, hinab in Richtung Ebene. Wie wenn der Fels irgendwann einmal hinabgeflossen und so erstarrt wäre. Auf der anderen Seite des Tals die weißen, 4000 bis 5000 Meter hohen Berggipfel, die wie einen Wettberwerb um die Höhe auszufechten scheinen. Am nächsten Tag, beinahe auf dem 3200 Meter hohen Pass, erblicken wir dann den Gewinner dieses Wettberwerbs: den Cerro Aconcagua, der mit einer Höhe von 6961 Metern auch gleichzeitig der Gewinner des gesamten amerikanischen Kontinents ist. Die Abfahrt auf chilenischer Seite ist um einiges steiler als die Auffahrt auf der argentinischen.

Unsere nächste Station ist nun schon wieder eine Stadt: Santiago. Mit über 7 Mio. Einwohnern ist sie die Hauptstadt Chiles und gleichzeitig das Zuhause von etwa 40 % der Chilenen. Wir haben das Glück, von unserem Freund Florin einen Kontakt vermittelt zu bekommen, bei dem wir während unseres Aufenthalts in Santiago bleiben dürfen. Unser Kontakt ist 17 Jahre alt und heißt Antu. Sie zeigt uns ihre Stadt und wir dürfen zwei Wochen lang den Alltag einer chilenischen Familie mitbekommen. Sie wohnt etwas außerhalb, wenn man das bei einer so großen Stadt überhaupt sagen kann, mit ihrer Mutter, ihren Großeltern, ihrer Tante, die ein Jahr jünger ist als sie selbst, ihrer Urgroßmutter, fünf Hunden zwei Katzen und einem anscheinend transsexuellen unglaublich süßen Babykater namens Filomena. Die Stadt Santiago war für uns im direkten Vergleich mit Mendoza viel angenehmer, auch wenn sie etwa siebenmal so groß ist. Santiago ist eine saubere und übersichtliche Stadt mit einer ruhigen Atmosphäre. Inmitten der Stadt gibt es zwei Aussichtshügel und einen hohen Wolkenkratzer. Santiago scheint wie eine ganz normale Großstadt, wären da nicht die schneebedeckten Berge im Hintergrund, die man aufgrund der graubraunen Smogschicht über der Stadt oft nur erahnen kann. Steht man auf einem der beiden Aussichtshügel, so sieht man nichts als Stadt bis zum Horizont, der durch den Nebel des Smogs beschränkt wird. Weiter hinten die Umrisse der Berge. Sowohl in den Straßen als auch in der U-Bahn verkauft jeder was er nur kann: Sopaipillas (kleine frittierte Pfannkuchen aus Kürbis, die man mit verschiedenen Soßen bestreicht), Churros (frittierte und mit Karamellcreme gefüllte Teigwürste), Completos (Hot-Dogs mit Avocadocreme bestrichen), gegrillte Fleischspieße, immer wieder Haschkekse, in der U-Bahn Kaugummis, Stirnlampen, Pflaster, Arbeitshandschuhe, Schokobonbons, beidseitige Klebestreifen,…

Wir fühlen uns bei Antu sehr wohl und haben in ihr eine neue und sehr gute Freundin in Chile gefunden, die uns sehr ans Herz gewachsen ist. Doch wir merken auch, wie giftig und lebensfeindlich Städte doch sind. Sie rauben einem Kraft. Es ist laut, es gibt zu viele Menschen, der Smog. Die Stadt saugt einen aus, frisst einen auf, wir sehnen uns nach Ruhe. Ruhe, die es in keinem Park der Stadt zu finden gibt. Ruhe, die man nur in der Natur, in der Weite einer Landschaft findet. In der man seine Sinne auf einen Reiz fixieren kann. Die Stadt spielt den ganzen Tag Ping-pong mit den Sinnen. Eine Extremsituation für das Gehirn, welches ganz gewissenhaft jeden Reiz verarbeitet. Wie ein Sklave unserer Augen, der Ohren, der Haut, der Nase und der Zunge. Das laugt aus. Die Stadt ist wie eine Droge. Mit ihren scheinbaren Vorzügen fesselt sie die Menschen an sich, bis sie an ihr zugrunde gehen. Wir bleiben anstatt drei Tagen fast zwei Wochen in dieser Stadt…

Von Antus Großmutter bekommen wir das Angebot, in Valparaiso, einer Stadt an der Küste, etwa 100 Kilometer von Santiago entfernt, in eine Wohnung von ihr zu gehen. Wenn zwei Städte in einem Kontrast stehen können, dann tun das Santiago und Valparaiso. Valparaiso ist bunt, dreckig und weniger geschäftstüchtig. Man läuft durch kleine, teilweise unglaublich steile Gassen in der Stadt umher, überall Grafitti und Wandbemalungen. Läuft man eine Treppe hinab, hat man sich danach immer umzudrehen und zu schauen, was für ein Bild auf die Treppe gemalt wurde. Dabei muss man beachten, nicht in die Hinterlassenschaften der vielen Straßenhunde zu treten, die aus irgendeinem Grund teilweise sehr dick sind. Überall wird Kunst verkauft, es laufen viele Punker, Alternative, Bekiffte und Besoffene umher. Valparaiso ist eine Stadt der anderen Art. Kaum ein Meter dieser Stadt ist eben. Je höher die Häuser am Hang über der Stadt liegen, desto ärmer die Menschen, die darin leben. Wasser und Strom gibt es dort oben keinen und es liegt noch mehr Müll herum. Wir nehmen uns eines der Taxis und fahren so weit nach oben, bis die Straße in Staubpiste übergeht. Die Straßen sind so steil, dass der Fahrer nur mit Mühe wieder anfahren kann, nachdem er anhalten muss. So steil, dass man Angst hat, das Auto könnte jederzeit einfach nach hinten kippen und den gesamten Hang hinabfallen. Wir laufen noch ein Stück weiter die Staubpiste nach oben, neben uns einfache Häuser, Müll, Straßenhunde die darin nach Essbarem suchen. Diese Menschen haben wahrscheinlich die beste Lage der Stadt, denn sie haben eine atemberaubende Aussicht über die Bucht, weit über der Stadt, dennoch herrschen hier slumartige Zustände. Wir werden von einer Familie gewarnt, uns würden hier oben noch selbst die Hosen geklaut, und wir sollen wieder nach unten gehen. Wir machen ein Foto, sie bedanken sich dafür. Dann geht es wieder hinunter. Von Meter zu Meter werden die Häuser größer und stabiler. Doch eines lassen sich die Menschen auch hier oben nicht nehmen: Sie malen ihre Häuser bunt an und verwandeln den Hang in ein buntes Meer.

Nach einer knappen Woche verlassen wir Valparaiso in Richtung Norden. Das nächste Ziel: La Serena. Dort dürfen wir in ein weiteres Apartment von Antus Großmutter, direkt am Strand. Auf dem Weg dorthin müssen wir irgendwo an der Autobahn unser Zelt aufschlagen. Die scheinbar einzige Lösung ist die Autobahnbrücke vor uns. Wir begeben uns nach unten und sehen auf der anderen Seite der breiten Brücke ein Zelt stehen. Kurze Zeit später steht ein Mann davor, wir umgeben von Müll. Dort wo das Zelt steht, sieht es besser aus. Nun entdeckt uns der Mann auch und winkt und ruft uns zu sich. Wir sind unsicher, wissen nicht, was wir machen sollen, haben Vorurteile. Wollen gerade umdrehen, als er noch mal ruft. Wir entscheiden uns, zu ihm hinzugehen. Eine gute Entscheidung. Der Mann, Marco, 52 Jahre alt, lebt seit 2 Wochen unter dieser Brücke, ist seit einem halben Jahr arbeitslos. Wir vertrauen ihm und stellen unser Zelt neben seinem auf, wobei er uns hilft. Er ist auf Arbeitssuche und hofft, in einer Woche auf einer Baustelle anfangen zu können. Er will nichts als Arbeit und eine kleine Wohnung, um zu kochen. Mittags wird er manchmal von zwei Frauen versorgt, die selbst kaum genug haben. Zwei Bauern bringen ihm Brot und Saft, dafür, dass er auf ein Pferd aufpasst und dass die Kühe nicht auf die andere Seite der Brücke gehen. Manchmal schießt er sich mit seiner Steinschleuder einen Hasen. Davon lebt er im Moment. Er wog über 100 Kilo. Jetzt ist nicht mehr so viel an ihn dran. Er liest jeden Tag in seiner Bibel, ist gläubig und wehrt sich gegen Drogen jeder Art. Er sieht sehr gepflegt aus und riecht nicht unangenehm. Es scheint ihm wichtig zu sein, ein gutes Bild abzugeben. Er nimmt sich keine hinuntergefallenen Früchte von nahegelegenen Bäumen, denn er möchte nicht des Diebstahls beschuldigt werden, auch wenn er sie gut brauchen könnte. Er sieht nur noch auf einem Auge. Mit 8 Jahren wurde er von seiner Mutter so verletzt, dass er auf dem linken Auge erblindete. Jetzt tut es ihm manchmal weh. Er kann aber nicht zum Arzt, da er nicht versichert ist, das ist man hier nur über die Arbeit. So ist ein Arztbesuch zu teuer. Wir sind froh, hier zu sein, den Mann und seine Geschichte kennenzulernen. Wir kochen und laden ihn zum Essen ein. Er isst die große Portion, die wir ihm gegeben haben und freut sich, auch wenn man ihm anmerkt, dass es ihm nicht ganz wohl dabei ist, von zwei 20-Jährigen bekocht zu werden. Seine Lage scheint ihm peinlich zu sein. Am nächsten Morgen lassen wir ihm die Hälfte unseres selbstgebackenen Brotes, Marmelade und eine Tüte Cornflakes da. Er bringt uns noch zur Straße hoch und wir verabschieden uns, wünschen ihm das beste. Fünf Minuten später kommt er zu uns gerannt, hat einen Ohrring, den ich irgendwo mal gefunden und unter der Brücke verloren habe, in der Hand. Will ihn mir zurückgeben. Er ist so ehrlich. Während er wieder unter der Brücke verschwindet, steigen wir in einen protzigen Pick-Up ein. Wieder eine andere Welt…

Liebe Grüße aus Nordchile,

Rebecca und Johann

(Johann)

Eindrücke aus Südchile

Wir fahren auf einer kurvigen, staubigen Straße steile Hänge hinauf. Rechts und links von uns erheben sich mit Büschen gespickte Hügel. Plötzlich, als es zum zigsten Mal über eine Kuppe geht, liegt vor uns ein Tal, Tiere weiden auf eingezäunten Weiden, in der Ferne erheben sich die schneebedeckten Gipfel der Anden, rechts von uns, eingebettet in Hügel, liegt der riesige tiefblaue See “ Lago General Carrera“. So überraschend diese Aussicht kam, so schnell verschwindet sie auch wieder als der kleine Lieferwagen, in dem wir sitzen, sich bis in das kleine Tal hinunterschlängelt, um auf der anderen Seite erneut keuchend den nächsten Berg zu erklimmen.

Die Fahrt um den „Lago General Carrera“ werde ich wohl nie vergessen. Zu schön waren die Aussichten auf den glasklaren See, in den man manchmal vom Auto aus direkt hätte hineinspringen können, die weißen Berge in der Ferne mit denen, sich an den oberen Hängen langsam rotbraun färbenden Bäumen, die hohen Felsen zwischen denen sich die Straße hindurchschlängelte und das Gefühl von unglaublicher Freiheit. Die Strecke ab Chile Chico war einfach wunderbar, auch wenn wir sie zweimal bei Regen frierend auf den Ladeflächen von Pickups genießen durften.

Im Vorhinein habe ich mich sehr auf Chile gefreut, denn wir hatten das Gefühl, hier dürfte es nicht so langwierig sein, zu trampen. Und dem ist auch so! Wir warten eigentlich nie besonders lange, außer, es kommt drei Stunden lang kein Auto und sobald wir einsteigen, warten auf uns freundliche und offene, ja, teilweise euphorische Menschen, die sich freuen, uns mitzunehmen und kennenzulernen. Es ist eine Freude, in Chile unterwegs zu sein, mit den Menschen zusammenzusein, sie kennenzulernen. Und dazu kommen noch die unbeschreiblichen Landschaften: es gibt unzählige Seen, Flüsse und Wasserfälle, überall tropft und fließt Wasser. Es scheint unerschöpflich. Dem Wasser scheint es zu verdanken zu sein, dass sich soweit das Auge reicht, ein üppig grüner Wald erstreckt. Es ist ein Regenwald mit über mannshohen Farnbüscheln und riesigen Blättern, teilweise undurchdringlich bedeckt er die Flächen, Hügel und Berge. Besonders in den vielen Nationalparks, durch die die „Carretera Austral“ führt, erfährt man die Ursprünglichkeit und die Unversehrtheit dieses Waldes. Es ist unglaublich eindrücklich.

Unsere Reise im Süden Chiles beginnt nicht wie geplant bei Villa O‘ Higgins, sondern wir beschließen, nachdem wir von Chile Chico, wo wir die Grenze überquert haben, und an der Carretera Austral angekommen sind, nicht mehr weiter in den Süden sondern gleich nach Norden zu fahren. Drei Tage lang fahren wir entlang des riesigen Sees, aus dem sich immer wieder bewaldete Inseln erheben.

Eine sehr liebe Familie nimmt uns einige Tage später beim Trampen in Coyhaique mit in ihr Häuschen auf dem Land, das sie gerade erst immer wochenends bauen. Es hat noch keinen Strom- und Wasseranschluss. Wir sitzen gemeinsam am Tisch, essen Brot mit Ei und „Palta“ (Avocado) bei Licht von verschiedenen Batterielämpchen und unterhalten uns. Die Mutter hat Mapuchewurzeln und erzählt uns, dass Diskriminierung gegenüber Mapuche noch immer häufig ist. Sie selbst spricht kein Mapudungun, ihre Kinder lernen es jedoch. Zum Andenken schenkt sie uns eine Münze mit der „Madre Mapuche“ darauf, die auf alle $100-Münzen geprägt ist. Am nächsten Morgen bekommen wir noch eines ihrer kleinen, mit Batterien funktionierenden Lichter mit, das seither in unserem Zelt hängt und die früh einbrechende Nacht ein bisschen erhellt. Nach einer Partie Fußball mit Vater und Sohn bringen sie uns, nicht wie vereinbart an die Straße, die aus dem Ort führt, sondern noch 20 Km. weiter, bis zur Carretera Austral. Es ist eine Begegnung ganz besonderer Art. Für einen Abend und einen Morgen sind wir Teil dieser lieben Familie. Manchmal kann man gar nicht beschreiben, was man gegenüber solcher Menschen, angesichts einer solchen Offenheit und Freundlichkeit empfindet. Es ist eine tiefe Dankbarkeit und, ich weiß nicht, ob man es so beschreiben kann, aber es fühlt sich an wie Freundschaft.

Der Regen, der uns in Chile seit dem zweiten Tag ein fast ständiger Begleiter ist, bringt uns mehrmals dazu, Unterschlupf in „Cabañas“ (Hütten) oder Hostels zu suchen. So auch in Puyuhuapi, das sich uns am folgenden Tag dafür bei strahlendem Sonnenschein präsentiert. Doch der Sonnenschein hält nur einen Tag an und wir sind froh, am nächsten Tag Unterschlupf unter einer Brücke zu finden. Das Wetter bleibt auch während der beiden Wochen auf einem kleinen Hof in der Nähe von Palena sehr wechselhaft… Es ist besonders in dieser Zeit typisch für den Süden Chiles. Man sieht jedoch auch immer wieder abgebrannte Hänge aus dem Sommer, wenn es lange trocken ist. Meist werden diese Brände jedoch extra gelegt, um im folgenden Jahr die Morcheln, die durch den Brand alle ganz plötzlich aus dem Boden schießen, zu sammeln und zu exportieren, wird uns erzählt.

Nach den zehn Tagen auf dem Hof geht es auf der Carretera weiter nach Norden. Wieder passieren wir Villa Santa Lucía. Als wir dies zum erstenmal taten, wussten wir nicht, was etwa fünf Monate vorher (16.12.2017) hier passiert war. Wir sahen nur auf der Karte, dass aus irgendeinem Grund die Hälfte des Ortes fehlte. Dort, wo eigentlich Häuser stehen sollten, ist Erde. Es sieht aus, als hätte man alles abgerissen. Doch manche Häuser sahen merkwürdig zerquetscht aus und Baumstämme lagen auf der Erde. Ein Erdrutsch erschien uns zu diesem Zeitpunkt unwahrscheinlich, sah man doch keine Stelle an den Hängen, die freigelegt worden war. Doch ein Autofahrer erzählt uns, dass genau das der Fall gewesen war: ein Hang war abgerutscht, hatte die Hälfte des Ortes zerstört und 21 Menschen in den Tod gerissen. Als wir nun wieder in Villa Santa Lucía sind, sehen wir uns ein bisschen genauer um. Es ist kaum nachzuvollziehen, wie das geschehen konnte: Die eine Hälfte des Ortes steht, hat keine Schäden davongetragen, dann folgen einige wenige, noch stehende aber unbewohnte Häuser, an denen man die Spuren des Murgangs noch sehen kann und dann nichts. Nur eine riesige Schlammschicht, dicke Baumstämme, die mitgerissen wurden und Bagger und Laster, die den Dreck aufladen und wegfahren. Nur wenige Hausteile ragen noch aus dem Matsch hervor. Ein Haus steht vollkommen zusammengefaltet an ein anderes Haus gelehnt, nur, dass es nicht wirklich „zusammengefaltet“ ist. Es ist zerknickt, hat einen Teil des anderen Hauses mit eingedrückt. Jemand hat ein paar der Bretter, die von der Hütte abgerissen wurden, als Steg über den Matsch dorthingelegt. Vielleicht in der Hoffnung, noch ein paar wenige, unbeschadete Gegenstände retten zu können. Es ist ein Bild der Zerstörung. Man kann es kaum glauben, was dort geschehen ist. Einige der Menschen wurden morgens um halb neun im Schlaf überrascht. Noch immer wird eine Person vermisst und die Menschen, die die Aufräumarbeiten betreiben, gehen vorsichtig vor, immer bereit, diese Person zu finden. Der Verkehr auf der Carretera wird zu bestimmten Zeiten (beispielsweise von 13:30 Uhr bis 18:00 Uhr) unterbrochen, um die Aufräumarbeiten voranzubringen. Als wir den Ort verlassen, können wir den ganzen Weg des Erdrutsches verfolgen: etwa 15 Km. entfernt von Villa Santa Lucia ist der gesamte Hang eines Berges heruntergerutscht. Mit ihm Schnee, Eis und Bäume. Rechts und links der Straße ist ein riesiges Matschfeld. Von hier bahnte sich der Murgang einen Weg, bis hinunter zu dem Ort. Mal in einer schmalen aber tiefen Rinne, mal als breiter Fluss, der die Straße überspülte und noch mehr Bäume mitnahm. Welches Leid die Bewohner des Ortes erlitten haben, ist kaum nachvollziehbar und lässt einen nachdenklich und ergriffen zurück. Es ist kaum zu glauben, zu was die Natur imstande ist, wieviel Schaden sie dem Menschen, der sie zu dominieren und zu unterwerfen versucht, zufügen kann. Es ist erschreckend, gleichzeitig aber irgendwie auch beruhigend zu wissen, dass die Natur, die auf der einen Seite so verletzlich ist, auf der anderen Seite doch noch eine solche Macht besitzt und zeigt, dass nur ein Leben mit ihr möglich ist, dass es dem Menschen niemals möglich sein wird, ihr vollkommen Herr zu werden.

Um Puerto Montt, wo die Carretera Austral endet, zu erreichen, muss man an drei Stellen mit der Fähre übersetzen. Vor der ersten Überfahrt machen wir noch eine kurze Wanderung in dem kostenfreien, deshalb aber nicht weniger schönen Parque Nacional Pumalín. Danach geht es mit drei lustigen Argentiniern über die beiden Fähren, die uns ein bisschen mehr kosten als geplant, da wir uns an den Kosten für das Auto der Argentinier beteiligen dürfen. Die Überfahrten sind sehr eindrücklich: Vor der Überfahrt können wir einen Seelöwen im Meer beobachten, wie er mit einem Fisch im seichten Wasser spielt. Rechts und links des Fjordes erheben sich steile, bewaldete Hänge aus dem ruhigen Wasser. Auf der dritten Fährüberfahrt sehen wir Vögel, wie sie sich immer wieder ins Wasser stürzen, Pinguine und Seelöwen sind ebenfalls auf der Jagd und sogar die Rückenflossen von Delfinen tauchen ab und zu aus dem Wasser auf. Südchile ist mit seinen hohen Bergen, Gletschern und Vulkanen, den tiefblauen und glasklaren Seen, dem schieren Überfluss an Wasser, den unglaublich sattgrünen Wäldern, der zerklüfteten Pazifikküste mit den dort hausenden Lebewesen und besonders auch wegen seiner Bewohner sehr eindrücklich und wunderschön. Ich könnte auf jeden Fall noch mehr Zeit hier verbringen, wären da nicht das Wetter, welches das Reisen mit dem Zelt manchmal nicht gerade angenehm macht und Johann, der darauf drängt, diese regenreiche und kühle Region endlich hinter uns zu lassen, auch wenn auch er sie wunderschön findet. 😉

So sind wir, nach einem Ausflug auf Chiloé mit einem Anwalt aus Santiago (er ist bekannt in Chile, da er Teil einer Fußballsendung im Fernsehen ist), einer sehr schönen Couchsurfing-Erfahrung in Puerto Montt und Osorno, der Umrundung des Sees unterhalb des mächtigen Volcán Osorno, einem Abstecher in den den Parque Nacional Huerquehue und zweifacher Übernachtung auf einem schönen (selbsternannten) „Campingplatz“ mit Blick auf den Lago Villarrica, nun in Temuco und haben das „richtige“ Südchile (leider) schon hinter uns gelassen. Jetzt warten erst einmal ein paar große Städte auf uns…

Viele Grüße aus dem im Moment wieder nassen Temuco,

Johann und Rebecca

(Rebecca)